Neben unseren Dojos aus Hamburg, Lüneburg und Stade kamen viele Teilnehmer der anderen deutschen Oshiro-Dojos sowie aus den USA, Japan, Hawaii, Norwegen und weiteren Ländern. Neue Kontakte wurden geknüpft und bestehende Freundschaften gepflegt. Abends war dann viel Zeit, um Okinawa zu erkunden. Wir freuen uns auf ein Instruktorentrainingslager mit Shihan Oshiro im September 2019 in Okinawa.
Karate und Kobudo finden sich in Okinawa, mehr oder weniger subtil, sogar in den Volkstänzen wieder. Davon konnten wir uns bereits auf der Willkommensparty einen Eindruck verschaffen, die von Oshiro Shihans Frau (Tomoko Sensei) organisiert wurde. Geladen hatte sie professionelle Tänzer, die eindrucksvoll und in traditionelle Gewänder gehüllt, verschiedene Tanzstile vorführten. Dem geübten Auge entging die Analogie zur Kampfkunst nicht, die sich in der Art und Weise des Setzens der Füße, der Haltung des Körpers und so mancher Armbewegung widerspiegelte. Dies ist eine geschickte Möglichkeit, die eigene Bevölkerung durch das Erlernen der Volkstänze breitflächig und bereits im Kindesalter mit Bewegungsprinzipien der Kampfkunst in Verbindung zu bringen.
Am nächsten Tag begann unser Trainingslager im Budokan (Halle der Kampfkünste), dessen Dachkonstruktion einem Samuraihelm nachempfunden wurde. Oshiro Shihan führte die Teilnehmer über die grundlegende Bewegungsart in der Kampfkunst, über die bekannten Techniken und Kata (Bewegungsfolgen) bis hin zu Formen, deren Detailfülle heutzutage weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Das Grundlagentraining begann mit dem Bilden der Faust, dem Setzen der Füße und dem flexiblen Einsatz des Oberkörpers. Beachtet man die Grundlagen der Haltung und Bewegung, dann schützt man die eigenen Schwachstellen, während man sich sich bewegt. Zudem beugt das ausgeklügelte Führen der Arme einem Gegriffen- oder Geworfenwerden automatisch vor.
Diese Prinzipien pflanzten sich über das Karate auch in das Training mit dem Langstock (Bo) und den Eisengabeln (Sai) fort. Karate wird zwar heute idR. mit „leere Hand“ übersetzt und als waffenloses Kampfsystem angesehen. Ursprünglich war es jedoch fest mit der Waffenkunde verknüpft, wobei der Langstock die Hauptwaffe darstellte. Das Zeichen „leer“ steht richtig übersetzt nicht für „nichts in der Hand haben“, sondern bezieht sich auf den anzustrebenden geistigen Zustand, nämlich „frei von ablenkenden Gedanken zu sein“. Karate und Waffentraining ergänzen sich zu einer einzigartigen Symbiose. Die Bedeutung und das Üben bestimmter Karatebewegungen wird erst durch die Erkenntnisse aus dem Kobudo plausibel und effektiv.
Manche fragen sich, weshalb sie mit dem Langstock (Bo) trainieren sollen, obwohl sie diesen im normalen Leben nicht mit sich führen. Es ist nicht notwendig, einen Bo ständig als Waffe mit sich zu führen, denn dessen Training wirkt sich wie ein Gerätetraining auch auf die waffenlose Bewegungsenergie im Karate aus. Richtig betrachtet führt man daher den Bo selbst dann mit sich, wenn man ihn gar nicht dabei hat.
Oshiro Shihan verstand es mal wieder durch seine einzigartige Art, uns bleibende Erkenntnisse zu verschaffen.
Auch das wieder aufgebaute Schloss Shuri besichtigten wir natürlich. Es wurde im 2. Weltkrieg nahezu vollständig zerstört. Zu Zeiten des Königreichs Ryu Kyu, wie die Inselkette Okinawas früher genannt wurde, arbeiteten hier Meister des Karate und Kobudo für den König, welche auch auf die Entwicklung der Kampfkünste großen Einfluss hatten. Das tropische Klima Okinawas war zunächst gewöhnungsbedürftig, glücklicherweise ist das Budokan klimatisiert.
Unserer Kampfkunst so nahe an ihrer Quelle nachgehen zu können, war für alle ein besonders intensives Erlebnis. So manchen erreichte ein Gefühl des Zuhauseseins an diesem besonderen Ort. Umso mehr freuen wir uns auf die nächste Gelegenheit, Okinawa zu besuchen oder spätestens in 2020 zum nächsten Trainingslager zu Oshiro Shihan aufzubrechen.
Jederzeit können Interessenten zu unseren Trainingszeiten am Dienstag, Freitag und Sonntag mit uns trainieren. Regelmäßig besucht Oshiro Shihan Deutschland und bietet jedem die Gelegenheit, bei ihm zu trainieren.








