Toshihiro Oshiro Shihan sagte einst „studiere das Schwert (Klingenwaffen), um das Karate und Kobujutsu besser zu verstehen“. Ein sehr interessanter Artikel zum Thema Schwertkunst und Karate wurde von Motobu Naoki veröffentlicht. Dabei geht es auch um eine Schwertrichtung, die spätestens ab 1609 auf die Ryu Kyu Inseln gelangte:
Jigen-Ryu
Vergleich der Motorik – Karate Gedan Barai und Hiki Te mit Schwertparade. Beim Gedan Barai im Karate sieht man manchmal extreme Ausholbewegungen mit der Hand bis hoch zur Schulter. Auch im Karate sollten wir im fortgeschrittenen Stadium vor dem Gedan Barai nicht weit bzw. hoch ausholen, wenn das Ziel vorne unten ist. Die Ausholbewegung wäre zu lange entgegen der Richtung, welche eigentlich benötigt wird. Für Anfänger sind weit ausholende Bewegungen allerdings zunächst besser nachzuvollziehen. Später sollten die Techniken unauffälliger und direkter, die Energie dafür im Körper erzeugt werden. Im Grunde holt dann nur noch der Unterarm aus. Der Ellbogen sollte seine Richtung auf dem Weg zum Zielpunkt nicht umkehren müssen. Sollte man eine Waffe (z.B. Kobudo: Sai) im Gürtel haben, würde diese mit der (kleinen) Ausholbewegung gezogen und direkt eingesetzt werden.
Doppelfauststoß „Renzuki“. Der Renzuki weist eine bemerkenswerte Analogie zu einer etwas unbekannteren Art des Schwertziehens auf. Man verbirgt dabei die Greifbewegung zum Schwertgriff (Tsuka) UND den Beginn der Klingenbewegung nach vorne. Dabei wird die rechte Hand nicht, wie oft üblich, seitlich zum Schwertgriff geführt, um danach nach vorne zu ziehen. Die seitliche Greifbewegung würde die Zieh-/ Schnittbewegung für ein geübtes Auge (von vorne gesehen) viel auffälliger machen und mehr Zeit kosten. Zudem ergäbe sich ein 1-2 Rhythmus, wenn wir in eine Richtung greifen (seitlich zum Schwertgriff), für die Technik dann aber in eine andere Richtung müssen (nach vorne). Genauso würde Techniken des Karate durch Ausholbewegung und dann folgender Bewegungsumkehr für die eigentliche Technik dieser Rhythmus anhaften. Rhythmus ist im Kampf zu vermeiden.
Um die Klinge möglichst unauffällig frei und nach vorne zu bekommen, bleibt die rechte (eigentlich die „Ziehhand) Hand zunächst teilnahmslos hängen. Stattdessen schiebt die linke Hand die Saya (Schwertscheide) und damit natürlich auch die noch in der Saya verborgene Klinge vor, in Richtung Gegner. Durch das Tsuba (Stichblatt) ist die linke Hand etwas verdeckt. Die Klinge nähert sich nun bereits „versteckt“ dem Gegner. Die rechte Hand macht nicht die typische winklige Greifbewegung, sondern nimmt in einer fließenden Bewegung den Schwertgriff auf einer geradlinigen Bahn (analog Zuki) auf und führt den Schnitt zuende. Dabei reißt die linke Hand die Saya zurück (Hikite). Die Klinge ist frei und hat bereits einiges an Weg in Richtung Ziel zurück gelegt.
Im Karate führen wir den Renzuki nicht wie zwei aufeinander folgende Zuki aus. Er soll in der Zeit ausgeführt werden, die normalerweise ein einzelner Zuki braucht. Der zweite Zuki bewegt sich dabei in und startet direkt aus einer Position vor der Körpermitte und nicht von der Hüfte aus. Diese Bewegung ist nicht nur analog des versteckten Ziehens des Schwertes, sondern eignet sich auch für weitere Techniken mit offener Hand.
Auf den Karate Shuto „Uke“ bezogen, greift die rechte Hand zum Schwert. Dann übernimmt das Schwert selbst Bewegung und Endposition analog der Schwert-Hand im Karate.
Karate ist bekannt für die Hand oder Faust, welche sich zur Hüfte zurück zieht, während die andere Hand oder Faust vorschnellt. Aus Sicht des Sayahandlings (Saya = Schwertscheide) ist diese Bewegung ebenfalls von großer Bedeutung. Diese Bewegung dient dazu, ein Schwert möglichst schnell aus der Saya zu befreien. Die rechte Hand bewegt die Klinge vor, die linke Hand zieht die Saya zurück. Damit ist die Klinge früher frei und einsatzbereit als es der Fall wäre, wenn lediglich die rechte Hand die Hauptarbeit übernehmen würde. Somit wird dem Hiki Te (die sich zurückziehende Hand) beim Ziehen des Schwertes eine wesentliche Bedeutung zu teil. Im Karate dient das Hiki Te als Platzhalter für alle möglichen Anwendungen. Für den Umgang mit Bo oder Sai kommen dem Hiki Te weitere Bedeutungen zu. Beispielsweise stellt es den Griff zur sich am Gürtel befindlichen Waffe (Sai) dar.